Unsere Seele hat eine Vorgeschichte. Sie hat bereits eine ganze Reihe von Inkarnationen erlebt, und auf der unbewussten Ebene sind alle Erfahrungen, die sie in den verschiedenen Leben gemacht hat, gespeichert, sowohl die positiven, als auch die negativen. Wenn wir als Baby das Licht der Welt erblicken, passiert das also nicht zum ersten Mal. Auch wenn wir wieder alles neu lernen müssen – in der Seele sind viele Anlagen bereits vorhanden.
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Häufig beginne ich eine Rückführungs-Sitzung damit, den Klienten/die Klientin dabei zu unterstützen, sein/ihr Problem aus dem Heute körperlich wahrzunehmen. Dieses Gefühl ist das so genannte Leitgefühl. Wenn wir in gutem Kontakt mit uns selbst sind und unser Leid als inneres Leitgefühl körperlich spüren können, dann führt uns dieses Gefühl dorthin zurück, wo der Auslöser für das Problem zu finden ist. Dies kann in diesem Leben oder auch in einem früheren Leben sein.
Folgender Ausschnitt aus einer Rückführungs-Sitzung zeigen soll dies verdeutlichen:
Diese Klientin hat sich nach über 20 Jahren Zusammensein von ihrem Mann getrennt. Sie hatte ihr ganzes Leben nach ihm ausgerichtet, für die Familie gesorgt und ihn beruflich unterstützt. Die Trennung war mit großem Streit und viele Konflikten verbunden. Was sie aber besonders verletzte, war das Gefühl der fehlenden Anerkennung, ja der Wertlosigkeit. Die Klientin war bereit, sich auch in ein früheres Leben zurückführen zu lassen, wenn das Leitgefühl uns dahin bringen sollte. Nach einer Trance-Induktion und der Suche nach diesem Leitgefühl begann ich mit der eigentlichen Rückführung, zunächst in die Kindheit.
RH … Dann würde ich dich bitten, zu dem Thema, mit dem du hier bist, mal eine Situation aus den letzten Tagen, Wochen oder Monaten auszuwählen, wo du für dich dieses Thema erlebt hast. Die Situation ist einfach nur stellvertretend für viele andere… Hast du etwas gefunden? – Ja, okay. Dann nimm die Situation erst mal innerlich wahr, mit allem, was dazu gehört... Wie nimmst du das körperlich wahr?
K.: Magen… Und Kälte außen.
RH.: Kälte außen und Magen. Was ist das im Magen, wie fühlt sich das an?
K.: Das ist richtig schmerzhaft.
RH.: In welcher Situation bist du?
K.: Das ist in der Mediation. Das ist etwa ein halbes Jahr her. Da sitzen mein Mann und ich mit zwei Mediatoren am Tisch.
RH.: Okay, gut. Vor einem halben Jahr In der Mediation. Genau, nimm nochmal das Gefühl wahr, das wird uns gleich leiten.
Wir haben uns im Verlauf der Rückreise ein paar Situationen aus ihrem Erwachsenenleben etwas näher angeschaut. Dies war für sie sehr wichtig. Doch das Leitgefühl führte uns immer weiter zurück…
RH Du bist fünf, sechs?
K Sechs bin ich. Ich bin da so allein. Meine Einschulung, da habe ich bescheuert ausgesehen. So ein Pony, so ganz kurz hier oben. Furchtbar. Dabei hatte mein Vater mir eine ganz schöne, lederne rote Federtasche aus der Schweiz mitgebracht. Das war echt ein Schatz. Und ich hatte einen bordeauxfarbenen, roten Lederranzen. Der roch ganz toll. Aber mein Vater war nicht dabei.
RH Einschulung. Ist das Gefühl mit vier, drei auch da? ... Drei… zwei … eins.
K Ja, es ist da.
RH Okay. Wenn ich Geburt sage, ist das Gefühl noch da?
K Ja, ich habe das Gefühl, es breitet sich förmlich aus.
RH Wenn ich Mutterleib sage, ist das Gefühl dann auch da?
K Es ist stärker sogar.
RH Stärker sogar, okay. Bist du bereit, weiter zurückzugehen?
K Ja, ich bin gespannt.
RH Dann stell dir eine Zeit vor, die vor diesem Leben ist… Und wir gucken erst mal, was kommt… Und dann achte erst mal nur auf das Gefühl. Wie ist das Gefühl im Moment?
K Im Moment ist es so wie gerade eben, aber es ist im Moment auch so, dass hier vorne gerade die Helligkeit ist, da drüber ist es dunkel, also ich bin gerade an so einem…, zwei verschiedene Bereiche sind da irgendwie.
RH Das ist schon okay… Dann will ich dich bitten, noch weiter zurückzugehen, und gib Dir den inneren Auftrag, dass du in eine Zeit vor diesem Leben gehst, das kann ein direktes Leben davor sein oder mehrere Leben davor, das ist ganz egal. Mit dem inneren Auftrag, dass die Seelenführer dir das zeigen mögen, wo der Ursprung dieses Themas ist… Wir lassen uns beide überraschen, was kommt… Wenn du irgendetwas wahrnimmst, ein Gefühl, ein Bild, einen Gedanken, dann teile mir das bitte mit.
K Mich lachen die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts an. Charleston und so.
RH Okay, wo bist du?
K Ich bin in Amerika. Ich bin so richtig mitten drin.
RH Richtig mitten drin. Wie alt bist du?
K Anfang Zwanzig. Eine Frau, richtig schick. Ich bin so richtig in einem Salon, und ich rauche Zigaretten mit so einer Spitze. (kichert)
RH Okay, was machst du da? Arbeitest du da? Bist du da Gast? Bist du alleine da oder mit anderen zusammen?
K Ich lasse es mir gutgehen. Ich arbeite dort nicht.
RH Guck nochmal genau hin.
K Nein, tatsächlich nicht, nein. Ich bin keine Prostituierte. Nein, ich bin tatsächlich gebildet, ich bin in Konversation begriffen. Ich unterhalte mich mit drei Herren.
RH Mit drei Herren. Aha…
K Und wir rauchen alle. Mmmh. Das ist toll, weil, das ist so verrucht…
Es folgten dann noch weitere Szenen. Es war ein lockeres und leichtes Leben. Aber auch eines, in dem sie Chancen, die sich ihr boten, nicht wahrgenommen hat.
RH Dann verlass mal das Leben… Und geh da wieder oben hin, zu dem Licht…
K Ja, ich muss mich da noch ein bisschen trennen, von diesem Körper da.
RH Was macht es denn so schwer, dich zu trennen?
K Ich hab noch gar nicht richtig gelebt sozusagen, und jetzt muss ich ja schon wieder gehen, das ist echt blöd. Da ist noch so eine Unentschlossenheit. …
RH … Bist du nun oben?
K Ja.
RH Schau nochmal auf das Leben drauf. Siehst du eine Verbindung zwischen diesem Leben da in New York Anfang der zwanziger, gibt es eine Verbindung zwischen diesem Leben und dem Leben heute? Kannst du die sehen? Das war ein sehr lockeres Leben?
K Das war erst sehr locker und nachher sehr hart. Weil ich nicht den Mut gehabt habe, dieser inneren Stimme zu folgen, mitzugehen, mich in ein Flugzeug zu setzen und nach Paris zu fliegen oder nach Rom, die Welt zu sehen. Ich habe die anderen kommen und gehen sehen und bin außen vor geblieben - ich verstehe das gar nicht. Ich hätte das Geld gehabt, ich hätte…, ich weiß nicht, warum ich das nicht gemacht habe. Na gut, alleine ist natürlich so eine Sache, es wäre schön gewesen, wenn ich mit einem Mann hätte mitfliegen können. Ich glaube, ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich das alleine könnte. Und das ist bedauerlich.
RH Kannst du sehen, was du dir für dieses Leben eigentlich vorgenommen hast?
K (lacht) Du meinst doch nicht etwa, du meinst, ich sollte das mal ohne Mann versuchen?
RH Das habe ich nicht gesagt.
K Das hast du nicht gesagt, aber…
RH Ich guck ja immer, warum werden dir diese Bilder jetzt gezeigt?
K Ja. Mensch, ich bin so nah dran, weiß du? Draußen steht der Flieger, meine Handtasche ist voll, warum nicht gehen? Da war auch noch Rauchen an Bord erlaubt. (lacht)
RH Das waren noch Zeiten, oder?
K Warum nicht gehen? Und leben? Das Leben leben, warum nur Zaungast sein? Weil ich eine Frau bin? Weil ich das nicht darf? Warum darf ich das nicht? Weil sich das nicht schickt? Weil ich nicht vollwertig bin ohne den Partner an meiner Seite? Also, so wie in den zwanziger Jahren muss das nicht nochmal sein.
Die Klientin hat in dieser Rückführung eine klare Botschaft bekommen: Ihr Leben zu leben und dies nicht davon abhängig zu machen, ob ein Partner an ihrer Seite ist. Die Rückführung hatte sie in genau das Leben gebracht, wo ihr das Lebensgefühl vermittelt wurde, was sie heute braucht. Dieses Leben zeigte ihr aber auch, warum sie sich heute in eine so starke Abhängigkeit von ihrem Mann gebracht und sich nur über ihn definiert hatte. Am Ende ihres früheren Lebens war sie einsam und ist schließlich nach langer Krankheit gestorben. Ihre Seele wollte das in diesem Leben nicht noch einmal durchmachen, und ist einen anderen Weg gegangen. Für sie geht es heute darum, ihre Autonomie zurückzugewinnen und - im übertragenen Sinn - wieder die Frau zu werden, die sie in den zwanziger Jahren einmal war. Oder anders ausgedrückt: Sie sollte in diesem Leben die Chancen ergreifen, die sie in ihrem früheren Leben verpasst hatte.
Autor: Ralf Hungerland, Hamburg, Juni 2013
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