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Wenn ich tot bin, habe ich genug Zeit, um spirituell zu sein
Interview mit Gaia von tpk
Gaia hat viele Jahre den Satsang-Lehrer Isaac Shapiro begleitet und ist seit dem Jahr 2000 selber als Satsang-Lehrer unterwegs.
In seinen Begegnungen geht es Gaia darum, den Menschen einfach, direkt und unmittelbar die Erfahrung dessen zu vermitteln, was in den Religionen und spirituellen Systemen als Gott, Liebe, Sein, etc. bezeichnet wird.
In diesem Interview geht es um Begriffe wie Erleuchtung, aber auch darum, wie man mit terrorisierenden Nachbarn am effektivsten umgeht.
            
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tpk: Lieber Gaia, laut Informationen auf Deiner Webseite warst Du lange Zeit in Asien auf der Suche nach Erleuchtung 'vergeblich' unterwegs, um dann in Europa auf den Satsang-Lehrer Isaac Shapiro zu treffen. Seit 2000 bist Du selber als Satsang-Lehrer tätig.
Ich beginn einfach mal mit einer Frage, die ich aus Samarpan gestellt habe, und dann schaun wir mal, wo wir hintreiben.
Für viele 'Spirituelle' - für mich selber und viele meiner Freunde - bedeutet es eine große, wenn nicht die größte Herausforderung, all die schönen und befreienden Erfahrungen, die wir im Rahmen unseres spirituellen Weges gemacht haben, in den Alltag hinüberzuretten und zu integrieren. Oft ist da ein große Kluft zwischen dem spirituellen Erleben, in dem alles so eindeutig, wahr und angenehm ist, und dem materiellem Bereich, der so unendlich kreativ darin sein kann, uns mit Problemen und Widerständen zu konfrontieren.
Vielleicht magst Du ja erst einmal beschreiben, was für Dich derzeit der Begriff "Spiritualität" bedeutet.

Gaia:  Ich kann mit dem Begriff Spiritualität nicht wirklich viel anfangen, obwohl man mich als spirituellen Lehrer bezeichnet. Es gibt eine große Gefahr, ein "Spiritueller" zu sein: zu glauben, man wäre etwas besseres, etwas besonderes und der Erleuchtung näher als jemand, der nicht spirituell ist. Im schlimmsten Falle glaubt man sogar, selbst erleuchtet zu sein. Und das nicht Spirituelle ist etwas Niederes, das es zu vermeiden gilt. Dann machen wir auf unserem spirituellen Weg lichtvolle, befreiende Erfahrungen, die wir den traurigen, schweren und dunklen Erfahrungen vorziehen. Klar wollen wir lieber die tollen Erfahrungen, aber genau dadurch erscheinen uns die anderen Erfahrungen als minderwertig, als schlecht und wollen dann natürlich lieber die lichtvollen. Genau das ist das Leiden - eine andere Erfahrung haben zu wollen, als die, die da ist, z.B. im Alltag. Es gehören aber alle Erfahrungen zum Sein. Keine ist schlechter als die andere. Jede Erfahrung ist Ausdruck des Seins. Wir können das Sein nicht in den Alltag integrieren, aber der Alltag darf sich in das Hier-Jetzt-Sein integrieren, was er auch schon tut, ohne dass wir spirituellen Sucher es bemerken, da wir spirituelle Erfahrungen suchen. Provokativ könnte man sagen: wenn ich tot bin, habe ich genug Zeit um spirituell zu sein - jetzt gibt es diese Erfahrung des Lebens zu erleben und zu genießen. Eine andere gibt es nur in der Vorstellung.
 
tpk:
Du erwähnst den Begriff Erleuchtung. Was ist Erleuchtung für Dich?
Gaia:  Da muss ich etwas länger ausholen. Es gab in meinem Leben eine Zeit, in der mir etwas fehlte, obwohl ich im "außen" alles hatte. Ich wusste also, es mangelt mir nicht an Geld, Freunden, Beziehungung oder Urlaub. Ich lebte sogar auf einer Urlaubsinsel und meine Jugendträume hatten sich erfüllt. Aber was fehlte mir? Ich sprach mit Freunden darüber und sie wiesen mich darauf hin, dass mir die Erleuchtung fehlen würde. Ich wusste nicht, was das ist, aber es hörte sich an wie Innerer Frieden, egal welche Situation auftaucht. Ja! Das wollte ich! Wo und wie bekommt man das? war meine nächste Frage. Sie sagten in Indien bei weisen erleuchteten Meistern. Durch Ihre Gnade könnte es sich auf mich übertragen. Also nix wie hin. Ich buchte einen Flug nach Indien und wusste auch schon von 2 Meistern, die ich aufsuchen wollte. Schnell (ein paar Monate) bemerkte ich, dass mir der Aufwand (Enthaltsankeit und ein meditativ ausgerichtet Leben ohne Spaß und Party) zu hoch war für die eventuelle Erleuchtung. Ich wollte sie Jetzt! Nach ein paar Monaten in Indien mit dem Versuch der Askese kehrte ich frustriert und verwirrt nach Gomera zurück. Zumindest hatte ich einen neuen Namen.
Jetzt weiß ich, dass Erleuchtung ein Begriff ist, der viel Verwirrung in der spirituellen Szene verursacht. Es scheint für den spirituellen Sucher so zu sein, als wäre sie irgendwann zu erreichen. Sie ist nicht zu erreichen - für niemanden! Was der Erleuchtung zugeschrieben wird - Innerer Frieden, bedingungslose Liebe, klares Bewusstsein - ist schon hier, und wenn ein genaueres Hinschauen passiert, ist sie direkt zu erleben, hier und jetzt. Wenn wir glauben, jemand hat es und ist ein Erleuchteter, und ich habe es nicht, dann wird nur nicht genau hingeschaut. In der direkten Erfahrung des Hierseins fällt jeder Drang nach Erleuchtung, innerem Frieden oder bedingsloser Liebe oder Hingabe weg. Ob das Erleuchtung ist? Wer weiß...
 
tpk: Die Aussage, dass man schon erleuchtet sei, muss man sich ja ständig von Satsang-Lehrer gefallen lassen :-) Woran liegt es, dass sich jemand nicht "erleuchtet" fühlt, und was muss geschehen, damit das besser wird?
Gaia: Die Satsang-Lehrer sagen ja sowieso immer was anderes. Mal so, und dann wieder so. Mal sagen sie, dass es keinen gibt, der erleuchtet werden kann, dann sagen sie, man sei sowieso schon erleuchtet, dann sagen sie, es gibt gar keine Erleuchtung, und  zuletzt gibt es nicht mal dich. Mmmh??? Ich würde mir also gar keine Aussage eines Satsang-Lehrers gefallen lassen und untersuchen, was wirklich wahr ist.
Dass man sich nicht erleuchtet fühlt liegt daran, dass man sich eine Vorstellung oder ein Bild von Erleuchtung gemacht hat, und diese Bild vergleicht mit Erfahrungen aus der Vergangenheit. Es gibt eventuell die Vorstellung, dass mann IMMER in einer friedvollen, stillen, liebevollen Erfahrung lebt. Und wenn man sich dann sein Leben anschaut, sieht man, dass es nicht immer so war. Also fühle ich mich jetzt auch nicht erleuchtet.
Was muss also geschen? Ich darf nachschauen, wie ist die Erfahrung, genau jetzt hier. Wie ist das, was diese Erfahrung wahrnimmt. Ich darf mir erlauben, nicht sofort zu analysieren, sondern der Aufmerksamkeit erlauben, immer wieder zu gestatten, das, was wahrnimmt, zu erforschen. In der Zeit habe ich gar keine Chance, mich unerleuchtet zu fühlen. In dem Moment weiß ich nämlich auch nicht, was die Erleuchtung ist. Ich bin einfach hier. Ich kann direkt erleben, dass ich immer hier bin. Nie weg von hier, weg von der friedvollen, liebevollen Stille.

tpk: "Du bist schon Erleuchtet" ist also gleichbedeutend mit: "Du hast Bewusstsein", also etwas, das garantiert jeder Mensch kennt?
Gaia: Ich würde eher sagen, du BIST das Bewusstsein. Bewusstsein im Sinne von SEIN. Das Sein hat oder besitzt niemand. Das Sein ist jeder. Das Sein kennt jeder, denn jeder weiß ICH BIN!

tpk: Meinst Du mit Sein das 'Gefühl' zu existieren, unabhängig von dem, was gerade für Inhalte im Bewusstsein sein (also was man hört, sieht, denkt, etc.)?
Gaia: Lass uns hier mit der Sprache ganz klar sein, bzw. so klar wie möglich. Ich meine das innere Wissen zu existieren, unabhängig von den Inhalten. Dieses Wissen ist jenseits des Denkens. Du kannst wissen: ICH BIN und du kannst es dazu auch noch denken und fühlen (d.h. du kannst es auch über das Denken und das Fühlen wissen, aber dieses Wissen meine ich nicht). Ich meine eher diese unmittelbare Wissen, wofür keine Verstand notwendig ist.

tpk: Gerade als "spiritueller Anfänger", aber auch, nachdem man sich schon viele Jahre geplagt hat, fällt es einem schwer, die Stille und den Frieden im Getriebe des Alltags aufrecht zu erhalten. Was ist die Ursache dafür?
Gaia: Die Ursache dafür ist, dass der Fokus oder die Aufmerksamkeit nicht zur Stille oder zum Frieden gerichtet ist, sondern auf das, was auftaucht, z.B. Alltag, Stress, Kinder, die nicht gehorchen, Partner, die gereizt sind, Eltern, die einen nicht achten, Nachbarn, die einem zeigen wollen, wer der Chef im Ring ist. Mit all diesen Gefühlen, die dazu auftauchen, haben wir gelernt, über den Verstand umzugehen, also eine Lösung zu finden! Das heißt, wir brauchen eine Geschichte, ein Problem, um es lösen zu können. Diese Neigung erlaubt uns aber nicht, das direkte Gefühl zu fühlen und somit in der Stille und im Frieden zu sein. Es sind also die unbewussten Muster. Wir haben unbewusst gelernt, mit allen möglichen Dingen umgehen zu müssen. Das hat sich irgendwie verselbständigt. Also wollen wir mit allem, was auftaucht, irgendwie umgehen. Würden wir fühlen, was der Verstand nicht fühlen will, wäre da keine Suche nach Frieden oder Stille. Mitten drin in dem "Ungewollten" ist der Frieden und die Stille. Alles da! Es war nie weg! Nur unsere Geschichte lässt es so erscheinen.

tpk: Kannst Du an einem konkreten Beispiel erläutern, wie man sich verhält, wenn mein ein Problem im Allag 'fälschlich' mit dem Verstand lösen will, und wie man es Deiner Meinung nach besser machen könnte?
Gaia: Z.B. es gibt einen Streit mit dem Partner/der Partnerin. Emotionen, Gefühle, Anklagen, Vorwürfe, seelischer Schmerz. Das kennt wohl jeder, der in einer Beziehung gelebt hat. Die Lösungsvorschläge des Verstandes bzw. die Frage des Verstandes :"Wie vermeide ich jetzt und in Zukunft diesen Schmerz?" Dann kommen die Lösungsvorschläge: 1. den Partner verlassen oder rausschmeißen oder zumindest damit drohen, dass es beim nächsten mal dann so sei wird. 2. dem Partner vorschlagen, wie er/sie anders sein könnte, damit es nicht so schmerzhaft wird. 3. ich muss mich ändern. 4. beim nächsten mal gehe ich einfach weg und damit es dann nicht so weh tut, lass ich sie/ihn nicht mehr so wirklich ran an mich. 5. ich halte schon mal Ausschau nach der nächsten Beziehungsmöglichkeit, dem nächsten Partner; wer wäre besser als der/die Jetzige. Das sind mal ein paar Varianten mit dem Versuch der Schmerzvermeidung.

 Die andere Variante (die nur meiner Meinung nach besser ist, aber nicht die bessere sein muss) ist, genauer hinzuhören, was mein Gegenüber wirklich sagt. Kann ich mir erlauben, die (schmerzhafte) Erfahrung einfach zu erleben. Mein Partner zeigt mir eigentlich auch nur, dass da Schmerz ist. Er/sie hat gerade nicht die Kapazität, präsent zu bleiben und muss in die Projektionen, in dem Fall auf mich und die Welt gehen. Tatsächlich sagt sie/er: mir tut es so weh, bitte halte mich hier. Durch meinen Verstand höre ich aber die Anklage und höre, dass es besser wäre, es gäbe mich nicht.

Selbst wenn wir es öfters "nicht hingekriegt haben"... die Möglichkeit ist immer wieder neu da, zu lieben. Jeden Moment neu!

tpk: Und was passiert dann, bzw. kann passieren, wenn man genauer hinhört und die Erfahrung einfach erlebt?
Gaia: Dann hört man eine Einladung zum Mitgefühl. Im direkten Fühlen oder Erleben der Erfahrung hört der Kampf dagegen auf. Es gibt keinen Grund mehr zu kämpfen. Krieg wandelt sich in Frieden. Das, was vorher bekämpft werden sollte, wandelt sich in Glückseligkeit. Dankbarkeit breitet sich aus. Ja - das könnte einem passieren.

tpk:  Wenn man immer nur fühlt, wird man dadurch nicht zu "handlungsunfähigem Gemüse" ?

Gaia:  :-)   wer spricht denn von "immer nur"? Es ging ja um die Situationnen, in denen wir uns eh handlungsunfähig oder hilflos fühlen. Das Nicht Fühlen wollen macht uns erst so handlungsunfähig, und die meisten Versuche, dem zu entkommen sind eher destruktiv. Wir haben zwar das Gefühl, etwas zu tun - also zu handeln, aber eigentlich sind wir handlungsunfähig - so zu handeln, wie wir es gerne tun würden. Beginnen wir wieder zu fühlen, kann die Handlung aus dem Mitgefühl und der Liebe geschehen. Die Liebe handelt. Gemüse hin, Gemüse her, es spielt keine Rolle. Wir sind dort angekommen, wonach uns unserer Sehnsucht ruft.

tpk: Lieber Gaia, ich danke Dir für diesen Dialog über Email.
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